BayBO Art. 36 zu " Treppen ohne Treppenraum"

Benutzer_99

Bundesland: Bayern Autor: Marion Bader ä Hallo Forum,

hier mal eine allgemeine Frage zum Artikel 36 der BayBO, in der es heisst: "Treppen ohne eigenen Treppenraum sind zulässig in Gebäuden mit bis zu zwei Vollgeschossen, soweit sie darüber keine Aufenthaltsräume haben können"

Wie verhält sich diese Aussage mit dem Art. 32 BayBO "Öffnungen in Decken, für die eine Feuerwiderstandsdauer vorgeschrieben ist, sind unzulässig ...

Öffnungen sind nur zulässig, soweit die für die Nutzung des Gebäudes erforderlich sind, sie sind mit selbstschließenden Abschlüssen in der Feuerwiderstandsdauer der Decken zu versehen.

fiktive Situation:

Gebäude Erdgeschoss + Dachgeschoss (kein Wohngebäude), Geschosse sind mit einer notwendigen Treppe verbunden, Tragkonstruktion feuerhemmend;

Muss jezt bei fehlen eines Treppenraumes nach Art.36 nun Art.32 greifen? Sprich die Deckenöffnung ist wie folgt zu schließen: Wände und Türe um die Deckenöffung sind feuerhemmend als Ersatz für die Decke herstellen, damit ein Brandübertrag nicht in das andere Geschoss stattfinden kann?

Oder steht hier der Art. 36 über dem Art. 32 und die BayBO enthält hier eine Erleichterung bei diesen Gebäuden und die Öffnung in der Decke wird geduldet? Wie sieht es dann mit den Leitungen aus, welche durch die feuerhemmende Decken geführt werden?

Wie sehen Sie die Problematik? Ich habe hierzu bereits mehrere verschiedene Meinungen gehört und möchte dies nun geklärt haben.

Besten Dank für weitere Informationen

Marion Bader

Benutzer_205

Hallo Marion Bader,

ein Treppenraum ist eben ein Raum nur für die Treppe vom Keller an bis hinauf zum obersten Geschoss. Und dies verlangt Art. 36. M.E. hebt Art. 36 den Art. 32 oder umgekehrt nicht auf. Beide stehen gleichwertig nebeneinander.

Art. 32 behandelt die Decken. Wenn Sie eine geschoßweise Trennung zwischen EG und OG haben müssen, dann müssen Sie entweder im EG oder im OG eine in diesem Fall feuerhemmende Abtrennung mit einer T 30-Tür einbauen. Das ist aber noch lange kein eigenständiger Treppenraum; Sie können ja ohne weiteres z.B. im EG aus einer Halle, großes Büro oder dergleichen die Treppe hinaufführen. Dann müssen oben die Abmauerung einfügen. Ich hoffe, dass ich mich verständlich genug geäußert habe.

Leitungen müssen feuerhemmend geschottet werden.

Viele Güße

H. Klein

Benutzer_99

Autor: Dr. Knublauch Ich bin kein bayerisches Landeskind, möchte aber allgemein sagen (Musterbauordnung/BauO NRW):

Denken Sie daran, dass F30/feuerhemmend fallweise auf raumabschließende und/oder tragende Bauteile zu beziehen ist, wie es die europäischen Normen (R 30, E 30 usw.) besser tun als die DIN-Klassen.

Eine zweigeschossige Nutzungseinheit mit offener Verbindungstreppe kennt nicht das Schutzziel des "fremden Eigentums" zwischen den beiden Geschossen, sondern nur die statische Unversehrtheit des Gesamtgebäudes. Daher spricht § 27 MBO nur von tragenden feuerhemmenden/feuerbeständigen Bauteilen und die raumabschließenden Eigenschaften werden separat behandelt. Dabei werden eben zweigeschossige Nutzungseinheiten ohne inneren Raumabschluss zwischen den Geschossen privilegiert: Es bedadrf keiner Feuerschutzabschlüsse! Damit bedarf es auch keiner Leitungsschotts oder Treppenraumes zwischen beiden Geschossen, wenn je Geschoss ein weiterer Rettungsweg erreicht werden kann.

Benutzer_99

Autor: Caddy Ich glaube die Geschichte lässt sich nicht allgemeingültig lösen, die BayBO hat an der Stelle ein Loch (wie auch an vielen anderen). Ich denke man muss das halt von Fall zu Fall lösen.

Beispiel: kleines Bürogebäude geringer Höhe mit offener Galerie, Fläche beider Geschosse zusammen < 400 m? und Sichtverbindung von oben nach unten. Da würde ich keinen Abweichungstatbestand sehen. Aber du kannst ja eine Abweichung beantragen und schauen was die Bauaufsicht draus macht..;-)

vonhof

Hallo zusammen,

also ich muss Herrn Klein zustimmen.

Was Herrn Dr. Knublauch anbelangt: Decken sind in der Regel keine tragenden Bauteile, sondern vornehmlich raumabschließende. Daher liegt auch bei einer zulässigen internen Treppe eine Abweichung vor und ebenso sind alle Leitungsdurchführungen abzuschotten. Das hat ebenfalls nichts mit den Rettungswegen zu tun. Letztendlich ist das Schutzziel auch, dass die Feuerwehr die Decken im Brandfall für einen bestimmten Zeitraum begehen können muss.

Gruß

Alexander Vonhof

Benutzer_99

Autor: Dr. Knublauch nein, Herr Vonhof,

natürlich sind Decken (außer Unterdecken) tragende Bauteile. Sie tragen bekanntlich Verkehrslasten aus der Nutzung) Natürlich gibt es zweigeschossige Nutzungseinheiten, in den die tragenden Eigenschaften von Decken erhalten bleiben müssen, nicht aber der Raumabschluss (nämlich wenn der Verlust fremden Eigentums nicht zu besorgen ist.) Vergleichen Sie die Situation mit der Wand zwischen Ihrem Wohn- und Schlafzimmer! Auch hier kommt niemand auf den Gedanken, Feuerschutzabschlüsse in die tragenden F90-Wände einzubauen!

Was sollen sonst Ausnahmevorschriften, z.B in LAR, wonach nur in F90-Decken/Wänden Abschottungen erforderlich sind.

vonhof

In Bayern sind auch bei feuerhemmenden Bauteilen Abschottungen erforderlich!

Gruß

Alexander Vonhof

Benutzer_369

Hallo Kollegen,

ich hatte in München kürzlich ein ähnliches Problem mit einer offenen Treppe in einem über zwei Geschoße reichenden Ladengeschäft. Hier sah die BS-Behörde schon eine Abweichung vorliegen, die aber auch genehmigt wurde (Ausgänge in den Treppenraum in jedem Geschoß). Abschottungen der Leitungen bei Deckendurchdringungen sind da natürlich hinausgeworfenes Geld, da eine offene Decke nun mal keine BS-Anforderungen erfüllen kann.

Gruß Günter Merkl

Benutzer_99

Autor: Ernstl

Hallo Frau Bader,

in der von Ihnen geschilderten fiktiven Situation gehen sie von EG + DG (!) aus.

Demnach bildet den oberen Raumabschluss nicht eine Decke, sondern das Dach.

Gemäß Art. 32 Abs. 11 BayBO gelten dann die Absätze 1-10 nicht.

Somit entfällt auch die Anforderung des Abs. 9, die Öffnungen in der Feuerwiderstandsdauer der Decken zu verschließen?..

Mit freundlichen Grüßen

Ernstl

vonhof

Hallo,

also so eine "wilde" Interpretation ist mir noch nicht untergekommen.

Die Decke über dem Erdgeschoss ist eine Decke und nicht das Dach. Sie ist die Decke zum Dachraum.

Alexander Vonhof

Benutzer_99

Autor: esa

Zu diesem Thema passt meine folgende

Aktennotiz üb. Telefonat mit dem BaySt.MJ – Sachbearbeitung

Durch Art. 36(1) Satz 1, 1. wird Art. 32(9) nicht aufgehoben, d.h. bei zweigeschossigen Gebäuden ohne erforderlichen Treppenraum (ausser bei Wohngebäuden geringer Höhe)

ist eine Geschosstrennung herzustellen oder eine Abweichung zu beantragen.

bei der Gelegenheit

RWA im Industriebau:

Industrieräume von 200 – 1 600 m? >> IndBauRL 5.6.2 „ausreichende Rauchableitung ins Freie ermöglichen... mit 2 % ihrer Fläche“ >> solche Öffnungen können z.B. auch nur im Dach sein, evtl. erfordl. Bedienung nur von innen ist ausreichend.

IndBauRL, Tab. 1 >> Wärmeabzugsflächen nach DIN 18 230-1 >> Öffnung der Abzugsflächen ohne Gewaltanwendung >> automatisch oder Feuerwehrschlüssel, kein Aufbohren von Schlössern etc.